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Aktuelles

Ein Jahr Obdach Ester im Sonnwendviertel

31. Mai 2022

365 Tage steht das Tageszentrum Obdach Ester Frauen ohne Obdach offen. Seit einem Jahr am neuen Standort im CAPE 10. Wie geht es den Besucherinnen? Was ist dem Team wichtig und welche Ereignisse sind besonders in Erinnerung geblieben? Ein Besuch bietet Einblicke.

Um 9 Uhr kommen die ersten Frauen im Tageszentrum Obdach Ester an. Manche haben einige Plastiksäcke dabei oder einen prall gefüllten Einkaufstrolley. Sonst würde man ihnen kaum anmerken, dass sie kein Zuhause haben, an dem sie ihre persönlichen Dinge unterbringen können. Im Obdach Ester richten sie sich auf, schauen sich um und scheinen zur Ruhe zu kommen. Sie grüßen das Team und holen sich ein Frühstück an der Küchentheke ab.

Größer, heller und neuer

Eine von ihnen ist Lilli, eine lächelnde Frau mittleren Alters. Sie hat heute ein Vorstellungsgespräch und ist sehr nervös und in Eile. Trotzdem wollte sie sich mit einem Frühstück und dem positiven Zuspruch durch das Obdach Ester Team stärken. Lilli kannte schon das alte Obdach Ester: „Es war auch dort sehr schön, aber dieses Obdach Ester ist noch besser: größer, heller und neuer!“

Ein Jahr Obdach Ester

Und wie war das erste Jahr im neuen Obdach Ester für das Team? Teamleiterin Kibar Dogan erzählt: „Am schönsten war es zu sehen, wie die Frauen die Räume einnehmen und sie persönlich gestalten.“ Die Wände des großen Aufenthaltsraums sind mit Bildern und Basteleien geschmückt. Auch die Unterstützungsangebote sind auf die Bedürfnisse der Frauen ausgerichtet. Eine bunte Infotafel bietet einen Überblick: vom Jobcoaching über psychotherapeutische Unterstützung bis zu mobilen Ärzt:innen. „Außerdem ist heute Schnitzeltag!“, ergänzt Kibar Dogan. „Wir versuchen, nicht nur professionelle Hilfe zu ermöglichen, sondern auch Dinge, die für die meisten ganz alltäglich sind.“

Normalität ist etwas Besonderes

Das sommerliche Grillfest auf der hauseigenen Terrasse, bei dem Würstchen, Cevapcici sowie Salate serviert wurden, war ein Stück Normalität und gleichzeitig ein besonderes Highlight im vergangenen Jahr. „Die Frauen waren so entspannt und glücklich“, erinnert sich Kibar Dogan. Jetzt am Morgen ist die Terrasse noch leer, aber im Laufe des Tages werden immer mehr Frauen sie nutzen, um frische Luft zu schnappen - geschützt vor neugierigen Blicken im öffentlichen Raum. Im Tageszentrum können sie Kraft tanken für den Alltag und für einen Neustart.

Finanzen

Spenden Sie für Projekte, die den Aufenthalt von Frauen ohne Obdach im Tageszentrum Obdach Ester angenehmer machen können. Ausruhen, Essen oder Beisammensitzen: Aktuell werden Spenden für Sitzgruppen auf der Terrasse gesammelt.

Obdach Ester ist ein Ort, an dem neue Perspektiven aufgezeichnet werden. Mitten im hellen Gemeinschaftsraum hängt ein großformatiges Kunstwerk - eine Fotografie aus der Serie „Unscharfe Frauen“. Darauf zu sehen ist eine Figur im hellen Licht. Diese Bildspende der Künstlerin Eva Schlegel soll die Frauen im Obdach Ester inspirieren. Eine Frau, die vor einer offenen Tür steht und ihren Weg geht? Ja, das könnte hier zu sehen sein.

Obdach Ester sagt Danke!

„Das Engagement von Privatpersonen und Unternehmen haben das Team in seiner Arbeit bestärkt. Dafür wollen wir Danke sagen!“, so Teamleiterin Kibar Dogan. Der Aufenthaltsbereich ist mit Pflanzen bestückt, die von Wiener:innen gespendet wurden. Unternehmen, wie Rex Eat, konnten durch Essensspenden Highlights im Alltag der Frauen setzen. Der Verein SAVT hat beim Fest zum Wintersemesterbeginn der TU Wien Spenden für Obdach Ester gesammelt und so unter anderem den Einkauf von Tablets für Übersetzungszecke ermöglicht.

Daumen drücken!

Die Treppe gegenüber des gespendeten Kunstwerks führt in den unteren Stock von Obdach Ester. Dort befinden sich die Duschen, die Ruheräume und die Kästchen, in denen die Frauen persönliche Dinge verstauen können. Frische Handtücher, Hygieneartikel und die Schlüssel für die Schließfächer bekommen die Frauen bei Betreuerin Loredana Bujic. Zu den wichtigsten Dingen des täglichen Gebrauchs gibt es auch ein Lächeln hinter einer farbenfrohen Maske und aufmunternde Worte. Die Betreuerin versucht ganz individuell auf jede Frau einzugehen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen – immerhin spricht sie drei Sprachen. Lilli ist eine von diesen Frauen und Loredana wird ihr heute die Daumen für das Bewerbungsgespräch drücken.