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Aktuelles

Aufregend, abwechslungsreich und lehrreich

16. September 2019

Neues entdecken, im Team mitarbeiten, Berufserfahrung sammeln, neue Lebenswelten kennenlernen und viel mehr, das alles ist ein Freiwilliges Sozialjahr bei Obdach Wien.

Franziska sitzt aufmerksam bei Tisch und antwortet auf die Frage, wieso sie sich für ein Freiwilliges Sozialjahr entschieden hat offen: „Ich wollte nicht gleich nach der Matura wieder in eine Art Schule, sondern außerhalb eines Klassenzimmers etwas Neues lernen und ein bisschen Geld verdienen. Ein Freiwilliges Sozialjahr hat sich richtig angefühlt.“

Schon als Kind ist ihr ein Obdachloser in ihrem Grätzel aufgefallen. Manchmal hat sie ihm Kleingeld oder etwas zu essen und trinken gebracht. „Mir ist schon damals, vielleicht auch unbewusst, aufgefallen, dass der Obdachlose zwar ein Teil der Gesellschaft war, aber trotzdem unsichtbar für viele. Das hat mich gewundert.“

Von September bis Juni hat sie im Obdach Siemensstraße, wo sich wohnungslose Männer auf ihr Leben in den eigenen vier Wänden vorbereiten, mitgearbeitet. Sie kümmerte sich um die Post, die Lebensmittelspenden der Wiener Tafel, übernahm administrative Aufgaben und sprang ein, wo sie vom Obdach Wien Team gebraucht wurde. Am besten gefiel ihr jedoch definitiv der Kontakt mit den Bewohnern. „Ich hatte eine Sonderstellung bei den Bewohnern. Sie waren neugierig, was das Freiwillige Sozialjahr betraf und ich konnte ihnen anders begegnen, als die SozialarbeiterInnen zum Beispiel. Es war eine völlig ungezwungene Qualität der Begegnung. Ich bin mit vielen interessanten, liebevollen und witzigen Bewohnern ins Gespräch gekommen.“

Kontaktort hierfür war meist der schöne Garten des Obdach Siemensstraße, denn dort hat Franziska ihre Pausen verbracht. Dort haben alle mit allen geplaudert: SozialarbeiterInnen, Bewohner und Franziska.

Jeder Tag war anders, erzählt Franziska. Sie bekam Einblicke in Büroabläufe und den Arbeitsalltag in einer sozialen Einrichtung und hat auch sonst sehr viel gelernt im vergangenen Jahr, besonders durch ihre Beobachtungsgabe, die Supervisionen im Team und ihr Tagebuch, dass sie als Ausgleich und Erinnerungshilfsmittel für später geführt hat. So reflektiert sie: „Der Wert eines Menschen kann nicht dadurch bestimmt werden, wie viel Steuern er zahlt oder was für eine schöne Wohnung er hat. Man darf Menschen nicht als Zahlen und Statistiken sehen, sondern muss sich auf die menschliche Ebene einlassen, die Person akzeptieren und wertfrei annehmen. Heute kann ich das.“

Einen monotonen Bürojob kann sich Franziska für ihre Zukunft nicht vorstellen. Lieber will sie im Sozialbereich Fuß fassen. „Da ist die Abwechslung groß, es gibt viele verschiedene Tätigkeitsfelder. Am wichtigsten sind mir die Sinnhaftigkeit meines Berufs und der Menschenkontakt. Mal sehen, wo ich später arbeite.“

Einen guten Grundstein für ihre berufliche Zukunft hat sie schon gelegt. „Franziska hat unser Team durch ihre offene, unvoreingenommene und wertschätzende Art bereichert. Ein Freiwilliges Sozialjahr bereitet ideal auf ein gutes Miteinander und die Berufswelt vor,“ stellt Jürgen Grill, ihr damaliger Teamleiter, höchst zufrieden fest.

Ob sie ein Freiwilliges Sozialjahr weiterempfiehlt? „Auf jeden Fall. Für mich war es das Beste, was ich in diesem Jahr machen konnte. Ich konnte in ein Berufsfeld reinschnuppern, hab viel gegeben und noch mehr zurückbekommen. Die Bewohner des Obdach Siemensstraße, Obdach Wien und ich, wir haben alle profitiert. Ich fühle mich selbstbewusster, ruhiger, irgendwie gestärkt. In dem Jahr bin sicherlich gewachsen. Aber das ist wahrscheinlich so in dieser Umbruchzeit nach der Schule. Da war es für mich gut, eine Konstante, meine Arbeit im Obdach Siemensstraße, zu haben.“


Ein Freiwilliges Sozialjahr klingt genau richtig? Hier gibt es mehr Informationen.