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Roland Haller: ​„Wir geben Perspektiven und Sicherheit – auf Augenhöhe“

14. März 2023

Roland Haller ist seit Jänner 2023 Geschäftsführer von Obdach Wien. Im Interview erzählt er, was er mit Wohnungslosigkeit und Flucht verbindet, was ihn antreibt und worauf er sich bei Obdach Wien freut.

Sie sind neu bei Obdach Wien, gehören aber schon seit Jahren zur Unternehmensfamilie und genauer zum Mutterunternehmen Fonds Soziales Wien (FSW). Hatten Sie im FSW schon oft Berührung mit dem Thema Wohnungsverlust?

Ja, ich gehöre zur Familie (lächelt). Zum Fonds Soziales Wien habe ich vor rund eineinhalb Jahrzehnten gefunden - damals als Sozialwissenschaftler. Dies war auch mein erster Berührungspunkt mit der Wiener Wohnungslosenhilfe, in die ich rasch eingetaucht bin und die mich dann in den Fachbereich betreutes Wohnen geführt hat. Die Themen Wohnungslosigkeit und niederschwellige Leistungen für Menschen ohne eigenes Zuhause begleiten mich seit meinen ersten Tagen.

Erinnern Sie sich an Ihren Start?

Sogar sehr genau. Ich erinnere mich an einen konkreten Menschen und an seine Geschichte: Einen Akademiker, der im öffentlichen Dienst beschäftigt war. Er war geschieden und unterhaltspflichtiger Vater von drei Kindern. Er konnte keine leistbare Wohnung finden und rang um seine Existenz. Als Vater von zwei Töchtern kann ich mich sehr gut in diese Situation hineinversetzen. Wir konnten helfen! Die Geschichte dieses Mannes ging gut aus. Sie hat mir eindrücklich gezeigt, dass Wohnungslosigkeit jede:n treffen kann und wie Wohnungslosenhilfe wirken muss. Unser Zuhause ist unsere „dritte Haut“. Sie ist Voraussetzung für beinahe alles. Sie ist Dreh- und Angelpunkt unserer Existenz und unserer Integrität.

Obdach Wien ist für alle Menschen ohne Zuhause da. Für wohnungslose Menschen, für Menschen ohne Obdach, aber auch für Menschen, die ihr Zuhause und ihre Heimat zurücklassen mussten. Hatten Sie auch Erfahrung im Bereich Flüchtlingshilfe?

Ich habe die Überführung der Grundversorgung in die Subjektförderung mitinitiiert und -getragen. Personen, die im Rahmen der Subjektförderung gefördert werden, können soziale Dienstleistungen von anerkannten Einrichtungen des FSW in Anspruch nehmen. Integration beginnt für mich mit Gleichbehandlung. Vom ersten Tag an. Deshalb wurde auch hier ein Kund:innenservice aufgebaut, das geflüchteten Menschen mit genau derselben Transparenz und Klarheit Leistungen zuerkennt und vermittelt, wie dies in allen anderen Leistungsbereichen des Fonds Soziales Wien der Fall ist.

Ich arbeite aber nicht nur vom Schreibtisch aus. Das ist mir wichtig! 2015 habe ich gemeinsam mit unzähligen Freiwilligen die Ärmel aufgekrempelt, um geflüchteten Menschen ein möglichst geordnetes Ankommen zu ermöglichen. Ich kann mich an die vollen Busse erinnern. An die erschöpften Männer, Frauen und Kinder, die in der Sport & Fun Halle angekommen sind – unserem damaligen Familienquartier.

Ist Ihnen eine Begegnung aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?

Ein Mädchen habe ich noch immer vor Augen, das gemeinsam mit seinem Vater hereingekommen ist. Sie sahen sehr erschöpft aus. Als die beiden an einer Kiste gespendeter Stofftiere vorbeigingen, kramte der Papa eine lange Stoffschlange heraus. Er versuchte seine Tochter aufzumuntern. Es hat funktioniert: Ich erinnere mich an ihr vergnügtes Lachen und daran, wie sie mit der Schlange durch die Halle liefen. Zur späteren Stunde wurde es dann immer ruhiger. Die Menschen lagen im Halbdunklen auf Matten am Boden – aber in Sicherheit. Mir war bewusst, dass es dem Zufall des Geburtsorts geschuldet ist, dass nicht ich mit meinen Mädels dort liege.

Welche Grundsätze leiten Sie bei der Arbeit?

Ich will mit meiner Arbeit Hoffnung geben und Perspektiven schaffen. Dabei begegne ich Menschen auf Augenhöhe. Es ist wichtig, nicht abzuwarten, sondern anzupacken und für die Menschen da zu sein, wenn sie uns brauchen. In schwierigen, herausfordernden oder hoffnungslos erscheinenden Zeiten und Situationen braucht man jemanden, auf den man sich verlassen kann.

Und was verbinden Sie mit Obdach Wien?

Beeindruckende und engagierte Kolleg:innen, von denen ich schon mit vielen spannende Gespräche geführt habe. Ich freue mich auf sie, auf meine Aufgaben und darauf, gemeinsam Wirkung zu erzielen! Wir tragen dazu bei, dass Wien eine der lebenswertesten Städte bleibt und leisten unseren Beitrag zur sozialen Sicherheit in dieser Stadt. Dafür stehe ich und auch Obdach Wien.

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