Jeder Bart ist poppig

Seit einigen Jahren wächst der Kult um die Gesichtsbehaarung, hippe Barbiere säumen die Straßen und die Pflegeproduktpalette wird immer größer. Eines ist also gewiss: Bart tragen ist modern und ein gepflegtes Äußeres wichtig, auch bei obdach- und wohnungslosen Männern! Mehr dazu anlässlich des Tages des Bartes am 4. September.

Den Besuch beim Friseur können sich Menschen ohne Obdach oder Wohnung oft nicht leisten. Patricia, freiwillige Friseurin bei Obdach Wien, weiß daher, was ihr Besuch für die Herren bedeutet.

Von ihrem letzten freiwilligen Einsatz im Obdach Leo erzählt sie: „Es waren einige Herren dabei, die sich den Bart verschönern lassen wollten. Viele waren anfangs zurückhaltend. Manchmal habe ich das Gefühl, sie verstecken sich hinter dem Bart. Vielleicht aus Unsicherheit oder Schamgefühl, da hat jeder andere Beweggründe. Aber es ist immer wieder schön zu sehen, wie sehr es ihnen gefällt und wie wohl sie sich fühlen, wenn der Bart gestutzt und gepflegt ist. Schön, wenn ich etwas dazu beitragen kann.“

Die optische Verwandlung ist oft beeindruckend und so mancher blickt überrascht und selbstbewusst in den Spiegel, wenn Patricia die letzten Haarschnipsel von den Schultern fegt.

Dann wird die neue Bartfrisur mit Stolz getragen, das Selbstbewusstsein ist gewachsen und die Männer schauen ihrer Zukunft gestärkt entgegen. Erstaunlich, was so ein scheinbar kleiner freiwilliger Einsatz bewirken kann! Davon ist auch Andreas Just, Betreuer im Obdach Leo, überzeugt: „Herr E. und Herr K. haben sich dazu entschieden, den Vollbart gegen ein glattes Gesicht zu tauschen. Die Herren waren begeistert vom Ergebnis. Ein voller Erfolg und wir freuen uns jederzeit auf eine Wiederholung einer so tollen Aktion!“

Es muss aber nicht immer Glattrasur sein, findet Patricia und dichtet spontan noch: „Ein Bart, der ist fein, doch gepflegt sollt‘ er sein. Ein bisschen schnipp, ein bisschen schnapp, jedenfalls muss er nicht ganz ab! Liebe Männer, egal ob glatt oder lockig - jeder Bart ist poppig!“