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Aktuelles

Ein Rundgang durch das Notquartier Obdach Favorita

Hinter dem alten blauen und verzierten Tor liegt eine spezielle Einrichtung von Obdach Wien. Ein Zufluchtsort für 50 Frauen, die obdachlos sind und einen sicheren Platz brauchen. So verwunschen und alt das Eisentor scheint, so modern ist das Notquartier.

Gleich im hellen Vorraum begrüßt zu jeder Tages- und Nachtzeit immer ein freundliches Gesicht die Ankommenden. Jede volljährige obdachlose Frau ist hier willkommen. Fünf der 50 vorhandenen Wohnplätze sind für Notfälle reserviert. Frauen in besonderen Notsituationen können so einige Tage Unterschlupf finden. Die anderen 45 Plätze sind für längere Zeit belegt. Männer bekommen hier keinen Schlafplatz. So können sich die Frauen, die hier leben, sicher fühlen und zur Ruhe kommen. Hinter dem Vorraum sind MitarbeiterInnenzimmer und Küche. Täglich und rund um die Uhr sind Mitarbeiterinnen von Obdach Wien da. Immer gibt es Frühstück, Mittag- und Abendessen für die obdachlosen Frauen. Heute bäckt eine der Betreuerinnen köstlich duftende Muffins. Diese werden dann im Gemeinschaftsraum verspeist. Dort stehen Tische, Stühle und Miniküchen, falls die Frauen einmal selbst kochen wollen. Von hier gelangt man zu den Zimmern, den Duschen und den Waschmaschinen.

Das Herzstück

Wie anderswo auch ist im Notquartier der Aufenthaltsraum der Lebensmittelpunkt.

Anna Hollerer, Betreuerin.



„Hier wird gegessen, getratscht und auch mal gesungen oder getanzt“, fasst Betreuerin Anna Hollerer zusammen.

Auch finden im Aufenthaltsraum viele Gespräche zwischen dem Team von Obdach Wien und den obdachlosen Frauen statt. Zum Beispiel unterstützen die Betreuerinnen die Frauen bei der Organisation von Dokumenten, Arztbesuchen, AMS-Terminen und mehr. Damit die Kommunikation gut funktioniert, wird zusammengearbeitet. Wer kann, hilft mit Sprachkenntnissen aus. Der Zusammenhalt zwischen Betreuerinnen und obdachlosen Frauen ist genauso groß wie die Sprachenvielfalt.

Balance halten

Neben der Kommunikation gibt es auch andere Herausforderungen. Viele Tage, wie z.B. Weihnachten, Geburtstage und dergleichen, sind emotional belastend für die Frauen im Notquartier. Dann ist besonders viel Unterstützung gefragt und die wird natürlich geboten. Zum Beispiel für Frau Silvia S., die vier Jahre obdachlos war. Seit Oktober ist sie im Notquartier und wünscht sich für die Zukunft eine eigene Wohnung und wieder arbeiten zu gehen.

Frau Silvia S.



„Das Team hier ist super und besteht aus lauter guten Menschen. Wenn ich etwas brauche, gehe ich ins Büro. Ich bekomme immer rasch Hilfe und fühle mich gut betreut!“

Auch die Corona-Pandemie macht allen zu schaffen. Abstandsvorschriften und andere Sicherheits- und Hygienemaßnahmen werden natürlich eingehalten. Deshalb kommt es vor, dass Damen aufgrund der maximal zugelassenen Personenzahl warten müssen, bis sie zum Abendessen in den Aufenthaltsraum kommen können. Das Verständnis hierfür ist jedoch ebenso groß wie die Bereitschaft, sich wöchentlich auf eine Corona-Infektion testen zu lassen, damit alle gesund bleiben.

Die Herausforderungen und Highlights halten sich bestens die Waage, ist Betreuerin Anna sicher: „Für mich ist es schön zu sehen, wenn es einer Frau hier immer besser geht und ein Lächeln oder gar ein Lachen zu sehen ist. Und so herausfordernd es manchmal für die Damen in ihrer derzeitigen Lage ist, wir finden immer wieder etwas zu lachen!“

Wenn gemeinsam gelacht wird, sind das die schönsten Momente für alle. Die gute Stimmung gibt Auftrieb, sicher auch Frau Silvia S. auf ihrem Weg in die eigenen vier Wänden. Bis sie das Notquartier endgültig verlässt und das blaue Eisentor hinter sich schließt, ist sie im Obdach Favorita bestens aufgehoben und betreut.

Über das Notquartier Obdach Favorita

Üblicherweise steht diese Einrichtung im Rahmen des Winterpakets der Stadt Wien als Nachtquartier zur Verfügung. Seit Herbst wird sie jedoch ganztägig betrieben, um besonders im Winter und während der Corona-Pandemie obdachlosen Frauen noch mehr Sicherheit zu bieten.