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Interview

Suppe, Tee und Schlafsack: Straßensozialarbeiter Bernhard erzählt vom Einsatz an den bisher kältesten Tagen des Winters

365 Tage im Jahr sind die SozialarbeiterInnen von Obdach unterwegs auf Wiens Straßen, um obdachlose Menschen zu beraten, in Notquartiere sowie Tageszentren zu bringen oder sie mit dem Notwendigsten auf der Straße zu unterstützen. Besonders die kommenden, eisig kalten Tage und Nächte sind fordernd. Sozialarbeiter Bernhard gibt Einblicke.

Was macht euren Arbeitsalltag an den kältesten Tagen des Jahres besonders?

Die Ausgangs- und die Auftragslage. Wenn es sehr kalt ist, setzt das allen mehr zu. Und wir haben mehr Aufträge, nach obdachlosen Menschen zu sehen, etwa über die KälteApp des Fonds Soziales Wien (FSW). Wir achten dann ganz genau auf deren Ausstattung. Haben sie einen warmen Schlafsack, Winterkleidung, etc.? Die obdachlosen Menschen brauchen auch mehr Unterstützung, z.B. in Form von Suppe, Tee oder Notschlafplätzen. Die Dienste im Winter sind definitiv intensiver, unsere Rücksäcke durch die großen Thermoskannen schwerer und die Aufträge mehr.

Was sind Erfolge in der kalten Zeit?

Wenn nach langem Beziehungsaufbau ein zurückhaltender obdachloser Mensch ein Angebot annimmt und wir z.B. einen Mann in ein Chancenhaus bringen. Es ist immer gut zu wissen, dass jemand von der Straße ins Warme gekommen ist.

Was brauchen obdachlose Menschen, wenn es so kalt ist?

Zu allererst einen geschützten Schlafplatz. Natürlich versuchen wir die Menschen in ein Notquartier zu bringen. Manche lehnen dies aber ab. Dann ist für uns oft die einzige Option, ihnen einen unserer Schlafsäcke zu geben. Diese halten zumindest warm – bis zu -10 Grad! Je kälter die Jahreszeit, desto höher ist der Bedarf an Schlafsäcken und Isomatten. Ansonsten brauchen sie wetterfeste Kleidung, warme Mahlzeiten und Möglichkeiten sich drinnen aufzuwärmen, z.B. in Wärmestuben. Vor allem ist es wichtig, ihnen mit Herzlichkeit zu begegnen. Das schafft Vertrauen und ist auch eine Art Wärme!

Wie können PassantInnen helfen?

Sie können achtsam durch die Stadt gehen, besonders jetzt, wo es so kalt ist! Über die KälteApp können sie uns StraßensozialarbeiterInnen melden, wo eine obdachlose Person Unterstützung braucht. Im Notfall muss natürlich die Rettung gerufen werden. Wenn wir eine Meldung bekommen, machen wir uns auf den Weg, suchen die obdachlose Person auf und bieten Unterstützung an. Egal, ob mit Beratung, Tee, einem Schlafsack oder dem Begleiten in ein Notquartier. Darüber hinaus helfen uns Spenden dabei, die obdachlosen Menschen bestmöglich zu unterstützen.


Über Obdach unterwegs

Das Team aus StraßensozialarbeiterInnen ist täglich auf Wiens Straßen unterwegs, unterstützt obdachlose Menschen mit Beratung, Lebensmitteln sowie Hygieneartikeln und führt sie an Tageszentren, Notquartiere und andere Betreuungsangebote heran. Obdach unterwegs absolviert fixe Routen und geht Hinweisen über die KälteApp nach. Hier können Sie spenden, wenn Sie die Arbeit von Obdach Wien unterstützen wollen.

Bernhard 2

Bernhard ist Straßensozialarbeiter bei Obdach unterwegs und immer mit einer Kollegin oder einem Kollegen im Team auf Wiens Straßen, um obdachlose Menschen zu unterstützen.