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Blogbeitrag von Diana Schmidt

Ein Zuhause für den Tag

07. Oktober 2025

Viele unserer Besucher:innen haben schon lange kein echtes Zuhause mehr. Junge Erwachsene ohne Obdach finden in unserem Tageszentrum Teile davon: einen Ort zum Ankommen, Orientierung auf dem Weg in eine stabile Bleibe – und Rückhalt. Letzterer ist vielleicht am wenigsten greifbar, aber nicht weniger wichtig. Das erleben wir als Team täglich in den schönen, kleinen Momenten.

Ein Beispiel: Als ich neulich einer jungen Frau beim Frisieren half, war sie sichtlich berührt. Sie war es kaum gewohnt, dass jemand einfach freundlich zu ihr ist – ohne Grund oder Erwartungen. Viele unserer Besucher:innen kommen aus schwierigen Verhältnissen: aus Kinderheimen, Armut oder zerrütteten Familien. Für die jungen Frauen unter ihnen ist es besonders schwer. Unter anderem, weil sie nur rund zehn Prozent unserer Besucher:innen ausmachen – und damit eine kleine, oft nahezu unsichtbare Gruppe sind.

FINTA-Zeiten

Um ihnen und anderen vulnerablen Gruppen mehr Raum zu geben, haben wir die FINTA-Öffnungszeiten eingeführt (Anm.: FINTA steht für: Frauen, Inter*-Personen, Nicht-binäre Personen, Trans-Personen und Agender-Personen). An zwei Nachmittagen im Monat gehört das Tageszentrum Obdach aXXept nur ihnen. Dann sitzen wir gemeinsam am großen Tisch, trinken Kaffee, tratschen, lachen. Die Gäste können länger am Computer sitzen, den Gemeinschaftsraum freier nutzen – sich einfach Raum und Zeit nehmen.

An allen anderen Tagen sind wir für alle jungen Erwachsenen bis 35 Jahre da. Im Winter ist es bei uns warm, im Sommer sorgt die Klimaanlage für Abkühlung. Viele erledigen hier, was sonst zuhause geschieht: kochen, duschen, Wäsche waschen. Aber auch planen und reflektieren – gemeinsam mit uns Sozialarbeiter:innen. Die Themen reichen von Behördenwegen über Krisen bis zum Arbeitsrecht. Viele sind berufstätig, oft unter prekären Bedingungen – ausgebeutet oder gar nicht bezahlt.

Weder faul noch ungepflegt

Vorurteile sind eine ständige Last und nagen am Selbstwert. Dabei sieht man unseren Besucher:innen die Wohnungslosigkeit sehr selten an. Körperpflege ist ihnen besonders wichtig – oft sogar wichtiger als dem Durchschnitt, weil sie bewusst organisiert werden muss. Auch der Begriff „obdachlos“ trifft nicht immer zu: Viele sind nicht direkt ohne Dach über dem Kopf, sondern wohnungslos, schlafen also bei Freunden oder Bekannten. Ein soziales Netz ist da – aber es reicht nicht aus. Verlässliche, institutionalisierte Unterstützung ist nötig. Genau das wollen wir geben.

Finanzen

Unterstützung für junge Erwachsene ohne Zuhause

Akuter Bedarf, Veranstaltungen oder Zusatzangebote – unterstützen Sie Projekte im Tageszentrum Obdach aXXept, die jungen Menschen ohne Zuhause helfen, Selbstwert und Stabilität aufzubauen.

Heimkommen

Eine meiner liebsten Erinnerungen: Vor Jahren, die kalte Jahreszeit hatte eben begonnen, kam ein Mann zum ersten Mal zu uns. Ganz verloren saß er da mit seinem Hund. Sein Freund war plötzlich verstorben – und er hatte keine Bleibe mehr. Wir haben sofort reagiert: eine Unterkunft für die Nacht gefunden und gemeinsam die Suche nach einer Wohnung begonnen.

Nach Terminen, Gesprächen und vielen Mails hielt er den Schlüssel zu seiner kleinen Wohnung in der Hand. Er lebt noch immer dort. Einmal im Jahr rufe ich ihn an und frage, wie es ihm geht. Und auch nach dem Hund. Hunde sind bei uns ebenso willkommen – für viele junge Menschen ohne Wohnung sind sie Familie, Halt und Zugehörigkeit. Genau so wie für viele aus dem Team. Letztlich haben wir alle viel mehr gemeinsam, als man oft glaubt. Und gerade deshalb ist es so wichtig zu helfen. Zuhause bedeutet mehr als vier Wände – es bedeutet Sicherheit und Halt.

Zu Obdach aXXept

Das Tageszentrum Obdach aXXept richtet sich an junge wohnungslose Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Es bietet Schutz bei jedem Wetter, Möglichkeiten zur Erholung sowie zur Deckung grundlegender Bedürfnisse. Ziel der Beratung und Betreuung ist es, die Besucher:innen auf ihrem Weg in eine sichere und stabile Wohnsituation zu unterstützen.

Diana Schmidt sitzt auf einer Bank, die Teil einer Holzkonstruktion aus Sitzgelegenheiten und Blumenkästen ist. Im Hintergrund sind Stadtgebäude und geparkte Autos zu sehen.

Junge Bäume, Sträucher, Bänke: Die Grätzeloase in der Esterházygasse 18 – gestaltet von Team und Besucher:innen des Tageszentrums – ist ein grüner Begegnungsort.

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