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Aktuelles

Ein improvisierter Friseursalon

Rechtzeitig vor dem Weltfrauentag griffen die freiwilligen Friseurinnen Patricia und Jasmin bei Obdach Wien wieder zu Kamm und Schere. Bei der lang ersehnten Aktion im Notquartier Obdach Favorita fielen bei allen Frauen Haare und bei manchen flossen sogar Freudentränen.

Im Aufenthaltsraum im Notquartier Obdach Favorita tratschen und essen die obdachlosen Frauen normalerweise. Für einen Tag verwandelte er sich jedoch in einen Friseursalon. Scherengeklapper, Beratungsgespräche über Form und Länge von Frisuren, Kaffeegeruch und eine heitere Stimmung erfüllten den Raum, während Patricia und Jasmin ihre Friseurkünste anboten. Beide waren glücklich, nach der Corona-bedingten Pause den für die Aktion selbstverständlich frisch getesteten und FFP2-maskierten Frauen die Haare zu schneiden.

„Wir haben die ganze Zeit geredet und über die Zentimeter diskutiert, die wegdürfen. Wie in jedem Friseursalon“, stellte Patricia nach getaner Arbeit fest. Einen Unterschied zwischen regulären Kundinnen und den Frauen im Notquartier machten Patricia und Jasmin dabei nicht. Schließlich freuten sich alle, die obdachlosen Frauen und die Kundinnen in Jasmins Salon, gleichermaßen seit Monaten auf einen neuen Haarschnitt. Am Ende ist allen Kundinnen wichtig, dass die Frisur sitzt.

Die obdachlosen Frauen im Notquartier können sich einen Friseurbesuch aber oftmals nicht leisten. Umso größer war die Dankbarkeit, die sich durch ein Leuchten in den Augen beim Blick in den Spiegel und durch die ein oder andere Freudenträne bemerkbar machte. Jede verließ glücklich, mit frisch geschnittenen und gestylten Haaren, den improvisierten Frisiertisch.

Viel mehr als ein Haarschnitt

Für obdachlose Frauen bedeuten eine neue Frisur und ein gepflegtes Äußeres viel. Ihre schwierige Situation ist ihnen dadurch nicht anzusehen, das kann vor Stigmatisierung und Übergriffen schützen.

„Die Frauen fühlen sich mit ihren neuen Haarschnitten viel besser. Das gibt ihnen Selbstbewusstsein und Motivation“, verriet Betreuerin Lisa Christidis. Das bestätigte auch Silvia, die im Notquartier Zuflucht gefunden hat und stolz ihren flotten Pixie präsentierte. Sie sagte: „Heute denke ich nicht mehr an meine Probleme!“

Möglich war der mutige Kurzhaarschnitt dank der freiwilligen Friseurinnen, die obdachlosen Frauen damit auch ein Stück Unbeschwertheit schenkten. „Ich möchte Menschen unterstützen, die nicht auf die Butterseite gefallen sind, sie einfach hübsch machen, so dass sie sich wohlfühlen!“, erklärte Jasmin ihr Engagement bei Obdach Wien.

Was beide Friseurinnen wissen, seit sie für Obdach Wien im Einsatz sind: Obdachlosigkeit kann jede und jeden treffen, durch Krankheit, Schicksalsschläge und andere unglückliche Umstände. Was sie auch betonen, ist, dass jede und jeder etwas freiwillig anbieten kann. Egal, ob das Kenntnisse im Gärtnern, im Basteln, im Haareschneiden oder in Mathematik sind. „Wichtig ist, dass die Menschen zusammenhalten und wir uns gegenseitig unterstützen, wie heute hier im improvisierten Friseursalon. Ich kann nur empfehlen, bei Obdach Wien freiwillig tätig zu werden,“ fasst Jasmin zusammen.


Über das Notquartier Obdach Favorita

Üblicherweise steht diese Einrichtung im Rahmen des Winterpakets der Stadt Wien als Nachtquartier zur Verfügung. Seit Herbst wird sie jedoch ganztägig betrieben, um besonders im Winter und während der Corona-Pandemie obdachlosen Frauen noch mehr Sicherheit zu bieten.