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Aktuelles

Museum oder Gastgarten: Wohin soll es gehen?

22. Juli 2021

Menschen ohne Obdach haben kaum Ressourcen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Im Obdach Leo finden ehemals wohnungslose Männer ein Zuhause mit Angeboten zur Freizeitgestaltung.

Ein Rückzugsort, an dem man Ruhe findet und an den man jeden Abend zurückkehren kann. Ein eigenes Zuhause gibt Rückhalt – statt täglich einen Schlafplatz suchen zu müssen, hat man die Freiheit, Hobbies nachzugehen oder Kraft zu schöpfen. Und so auch vollwertig am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Das Dauerwohnhaus Obdach Leo ist ein Zuhause für 48 ehemals wohnungslose Männer. Neben 24-Stunden Betreuung sowie Beratung werden ihnen auch Angebote zur Freizeitgestaltung zur Verfüg gestellt. Nun, da die Bewohner vollen Impfschutz haben, die Fallzahlen sinken und die Temperaturen steigen, freuen sich die Männer auf die Wiederaufnahme des Freizeitprogramms.

Programm nach Wahl

Ob Museumsnachmittag, Zoobesuch oder ein Spaziergang durch Wien, die Bewohner von Obdach Leo entscheiden selbst über die Freizeitgestaltung. Dabei werden sie von Betreuer Paul Ortner unterstützt. „Ich denke mir nicht einfach irgendwas aus und dann wird es gemacht! Es ist wichtig, dass sie selbst ihre Bedürfnisse und Anliegen klar äußern und in der Gruppe dafür werben“, unterstreicht er. Viele der Männer waren jahrelang auf der Straße und mussten ihre Interessen hintanstellen. Wenn man auf der Straße lebt, hat man weder das Geld noch die Energie für einen Museumsbesuch. Man ist zu sehr beschäftigt mit Überleben.

Eine Zeitreise

„Erst nach und nach erinnern sie sich an Dinge, die ihnen vor ihrem Leben auf der Straße Spaß gemacht haben“, so Paul Ortner. Da sind die Geschmäcker so verschieden, wie die Männer selbst. Manche zieht es in den Zoo, wo sie als Kind so glücklich waren. Andere wählen das Museum, das sie in finanziell besseren Tagen oft besucht haben. Wieder andere genießen einen Tag im Gastgarten, wie in ihrer Jugend - unbeschwert und mit Freunden. „Dabei ist es wahnsinnig wichtig, wie sie in dem jeweiligen Umfeld aufgenommen werden, damit sie die Aktivitäten unbeschwert genießen können. Die Männer haben oft gesundheitliche Probleme aus ihren Tagen ohne Zuhause davongetragen. Manchen sieht man sie deutlich an“, erklärt Ortner.

Es kann schnell gehen

Die Reaktionen auf die Gruppe sind unterschiedlich. Vom herzlichen „Willkommen“ bis zum neugierigen Blick ist alles dabei. Paul Ortner und die Männer aus dem Obdach Leo haben gelernt, damit umzugehen: „Obdachlosigkeit kann letztlich jede und jeden treffen. Viele von unseren Bewohnern hätten das in besseren Tagen nie kommen sehen.“ Jedoch überwiegen die positiven Reaktionen. Ortner: „Ich denke, in Wien ist man sehr offen und kommt auch viel mehr ins Gespräch als in so manch anderer Metropole.“

Über das Obdach Leo

Das Obdach Leo ist ein sogenanntes Dauerwohnhaus für ehemals obdachlose Männer, in dem sie längere Zeit oder, falls erforderlich, sogar dauerhaft bleiben können. Ziel ist es, Menschen, die nicht alleine leben können, ein gutes und adäquates Wohnen zu ermöglichen. 24 Stunden am Tag sind MitarbeiterInnen im Haus anwesend und für die 48 Männer da. Hauptthemen der sozialen Arbeit sind die gesundheitliche und finanzielle Stabilisierung der Männer. Dafür wird täglich der persönliche Kontakt zwischen dem Team und den Bewohnern gesucht – derzeit unter den gebotenen Schutzmaßnahmen.

Paul Blurt (Bild: Privat)

Betreuer Paul Ortner ist im Obdach Leo für das Freizeitprogramm zuständig und unternimmt mit den Bewohnern regelmäßig Aktivitäten, die sie selbst bestimmen.