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Interview

Was war, was ist, was kommt: Tageszentrum Obdach Josi in neuen Händen

06. Juli 2020

Seit 2008 leitete Nora Kobermann das Team der SozialarbeiterInnen im Tageszentrum Obdach Josi. Bevor sie in die verdiente Pension geht, baten wir zum Doppelinterview mit ihrer Nachfolgerin, Angelika Reznik. Im Gespräch erzählen die beiden über den Alltag im Tageszentrum und persönliche Höhepunkte.

Nora Kobermann

Nora Kobermann geht mit Juli nach über 12 Jahren im Tageszentrum Obdach Josi in Pension.

Nora, was waren deine Höhepunkte in über einem Jahrzehnt Tageszentrum Obdach Josi?

Dass ich so maßgeblich bei der Entwicklung der Freiwilligenarbeit beteiligt war, denn es war mir ganz wichtig, dass die Bevölkerung in so eine qualitätsvolle Einrichtung Einblicke bekommt und auch ihren Beitrag leisten kann. Die Umsetzung hat mich beeindruckt. Ein zweites Highlight war und ist, wie flexibel wir als Team die verschiedensten Herausforderungen meistern. Das hat sich erst in der jüngsten Vergangenheit gezeigt. Das Josi-Team arbeitet auf höchstem Niveau, voller Engagement und das macht unsere gute Arbeit aus. Sensationell. So übergebe ich das Team gern.

Was hast du hier gelernt?

Drei Dinge. Erstens, dranbleiben, wenn man von etwas überzeugt ist und dann die Ideen umsetzen. Zweitens, als Teamleiterin wird man nicht geboren. Da habe ich eine Entwicklung durchgemacht und mit den Jahren mehr und mehr dazu gelernt, bis ich als Gesamtpaket „fertig“ war. Und drittens Flexibilität und Spontanität! In der Josi ist jeder Tag voller Überraschungen. Man weiß nie, wie der Tag wird.

Was gibst du deiner Nachfolgerin mit?

Aufbauen auf dem, was da ist. In der Josi ist ein unerschütterliches Fundament an Wissen, Erfahrung und Wertschätzung im Team da. Und ich halte es für einen Vorteil, regelmäßig mit den SozialarbeiterInnen normale Dienste mitzumachen. So weiß man, wie der Alltag obdachloser Menschen und der Teammitglieder ist und kann Kontakt halten.

Was ist deine schönste Erinnerung?

Neujahr! Wenn die obdachlosen Menschen hereinkommen und sagen: „Es ist schön, dass es euch gibt!“ Es ist ein Erfolgserlebnis, wenn wertgeschätzt wird, was wir tun.

Worauf bist du stolz?

Auf so vieles. Zum Beispiel darauf, dass MitarbeiterInnen und obdachlose Menschen hier mitgestalten können. Das Blumenbeet vor der Josi gestalten die obdachlosen Menschen zusammen mit den MitarbeiterInnen des Obdach Josi, um der Stadt etwas zurückzugeben. Zusätzlich kommen wir einmal im Monat mit den NutzerInnen der Josi im sogenannten Forum der Josi zusammen und holen Rückmeldungen ein zum Angebot, was noch gebraucht wird, was gut läuft, etc.

Ich bin auch stolz darauf, dass wir am ersten November der Toten gedenken. Da stellen wir Kerzen mit Namenskärtchen für alle Verstorbenen, egal ob Obdachlose oder MitarbeiterInnen, auf. So gerät niemand in Vergessenheit.

Und ich freue mich, dass wir in das Grätzel so gut eingebunden sind!

Welche Botschaft würdest du gerne weitergeben?

Nicht wegschauen, wenn man einen Menschen trifft, der etwas braucht. Einfach zum Hörer greifen und Unterstützung holen. Und respektvoll miteinander umgehen!


Angelika Reznik

Angelika Reznik übernimmt die Teamleitung der SozialarbeiterInnen und bildet so mit Walter Pucher, der weiterhin das Team der BetreuerInnen leitet, das neue Führungsduo im Tageszentrum Obdach Josi

Angelika, wie bist du ins Obdach Josi gekommen?

Ich war Sozialarbeiterin und phasenweise stellvertretende Leiterin im Jedmayer, einem Tageszentrum mit Notschlafstelle der Suchthilfe Wien. Es war für mich Zeit zur Veränderung und Weiterentwicklung. Mir liegt die Wohnungslosenhilfe sehr am Herzen. Die Josi ist bekannt im Sozialbereich und ich hatte immer das Gefühl, dass hier die Menschen herkommen, die sonst nirgendwo mehr hinkönnen. Die freiwerdende Stelle, war dann die Gelegenheit, an diesem besonderen Ort zu arbeiten!

Was hast du in den ersten Wochen schon gelernt?

Ich habe mir abgeschaut, dass eine entspannte und flexible Herangehensweise, die beste ist! Mit Ruhe und Professionalität meistern wir hier jede Herausforderung. Von Nora habe ich als Führungskraft und als Mensch sehr viel gelernt und ich lerne jeden Tag vom Team noch etwas dazu. Das mit der Weiterentwicklung klappt also bisher gut.

Worauf freust du dich?

Auf alles! Auf alle Höhen und alle Tiefen. Darauf, das Team noch besser kennenzulernen, auf die Zusammenarbeit mit allen, auf neue Herausforderungen. Ich will alle hervorragenden, vorhandenen Strukturen und Angebote behalten und ich freue mich auch darauf, eigene Ideen in Zukunft umzusetzen.

Welche Botschaft würdest du gerne in die Welt bringen?

Seid achtsam, aufmerksam und respektvoll euren Mitmenschen gegenüber.

Was ist der beste Moment des Arbeitstages für dich?

Wenn ich zufrieden damit bin, was ich alles geschafft habe!


Das gesamte Team von Obdach Wien wünscht Angelika einen guten Start und noch viele Jahre voller guter Momente im Tageszentrum Obdach Josi und Nora eine schöne Pension mit viel Energie, Lebensfreude und Gesundheit!


Über das Obdach Josi

Das Leben auf der Straße ist anstrengend und gesundheitsgefährdend. Die stundenweise Erholung, Beratung und der Rückzugsraum im Tageszentrum Obdach Josi sind unersetzlich und sichern das Überleben obdachloser Menschen. Seit mehr als 30 Jahren ist das Tageszentrum Obdach Josi wichtige Anlaufstelle und Auffangnetz für Menschen in sehr schwierigen Lebenslagen und an 365 Tagen im Jahr offen. Obdachlose Menschen können dort essen, sich aufwärmen, ausruhen, Wäsche waschen und duschen.