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Interview

Nie die Hoffnung aufgeben

09. März 2020

In diesem Winter änderte sich viel im Leben von Monika A.: Während sie im Spital war, verstarb ihr Lebenspartner plötzlich und sie wurde obdachlos. Die Hoffnung hat sie jedoch nicht aufgegeben. Bei Obdach Wien fand sie Halt und Unterstützung. Darüber erzählt sie im Interview.

Seit unserem letzten Gespräch ist viel passiert. Jetzt wohnen Sie, zusammen mit Ihrer Hündin Kira, im Obdach Gänsbachergasse und können sich in Ruhe auf Ihre nächsten Schritte vorbereiten. Wie war das, als Sie den Anruf bekommen haben, und Ihnen gesagt wurde, dass Sie hier einziehen können?

Das war eine große Freude! So bin ich meinem Ziel wieder einen Schritt näher gekommen. Ich habe eines der „Hundezimmer“, also darf Kira auch hier wohnen. In der Zeit der Obdachlosigkeit hatte ich sie im Tierquartier untergebracht. Nach 74 Tagen haben wir uns dann endlich wieder gehabt. Die Wiedersehensfreude war riesengroß. Wir sind aufeinander zugestürmt und dann kuschelnd am Boden gelegen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl zu wissen, dass ich hier ein Zimmer und meine Kira habe.

Wie geht es Ihnen hier im Obdach Gänsbachergasse?

Ich nehme die Zeit und diese Chance hier gerne an. Noch gewöhnen wir uns ein. Wir haben ein kleines Zimmer, teilen uns die Küche, Bad, etc. mit den anderen BewohnerInnen hier. Das Wichtigste ist: Wir sind hier sicher und gut aufgehoben. Kira ist immer wachsam und passt auf mich auf. Wir geben uns Halt. Seit kurzem habe ich endlich wieder eine Lesebrille, meine war mit all meinen Sachen weg. Jetzt, wo ich endlich wieder lesen kann, lese ich ganz viel, im Moment am liebsten Biografien. So verbringe ich meine Freizeit. Ich lese und Kira liegt neben mir.

Was sind Ihre Zukunftswünsche?

Mein oberstes Ziel ist es, so schnell wie möglich eine Gemeindewohnung zu finden. Eine Einzimmerwohnung reicht, mehr brauchen wir ja nicht. Früher habe ich viel gearbeitet, jetzt geht das leider nicht, weil ich gesundheitlich angeschlagen bin. Mir hat arbeiten immer Spaß gemacht und vielleicht erhole ich mich wieder, dann gehe ich wieder arbeiten. Nur zuhause sitzen ist nicht meins. Derzeit beziehe ich Rehageld. Davon spare ich jeden Monat etwas an, das investiere ich dann in die neue Wohnung.

Idealerweise liegt die Wohnung dann im Grünen, denn ich gehe gerne spazieren. Ich bin mit Tieren, im Grünen und mit viel Freiheit aufgewachsen. Einfach eine Jause in den Rucksack packen, meine Familie und die Familienhunde mitnehmen und draußen sein, spazieren, schwimmen oder Boot fahren, so sieht ein idealer Tag für mich aus. Sobald der Frühling da ist, werden Kira und ich die Wiener Hausberge genießen, das frische Grün und die gute Luft einsaugen. Das gibt mir Kraft und Ruhe.

Jetzt ist gerade viel Unruhe in meinem Leben, besonders durch den Tod meines Partners. Hauptsächlich soll wieder Ruhe und Alltag einkehren. Aber das wird schon werden!

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf die Ruhe und darauf, dass ich die Wohnung einrichte, die Wände streiche und dekoriere. Da bin ich sehr kreativ. Ich liebe natürliche, helle und freundliche Farben. So stelle ich mir auch meine zukünftige Wohnung vor. Oft sammle ich etwas auf meinen Spaziergängen und mache daraus eigene Deko. Sicher bastle ich dann auch mit meiner Nichte und meinem Neffen viel, denn die kann ich dann zu mir in die Wohnung einladen. Ich freue mich darauf, mein eigenes Reich zu haben.

Was würden Sie Frauen in einer ähnlichen Situation sagen?

Nie die Hoffnung aufgeben! Es geht immer weiter, egal, wie düster es aussieht. Ich habe viele Frauen in ähnlichen Situationen kennengelernt in letzter Zeit. Uns wird von allen Seiten geholfen und Respekt entgegengebracht. Wenn man will, gibt es einen Weg! Ich fühle mich von den Obdach Wien MitarbeiterInnen bestens betreut. Hier anzudocken, hat mir sehr geholfen. Davor bin ich in der Kälte herumgeirrt, habe mich in Zügen, Bussen und Straßenbahnen aufgewärmt und habe bei Bekannten geschlafen. Das war eine stressige und anstrengende Zeit. Die Unterstützung von Obdach Wien ist wirklich einzigartig, da sind mir vor Rührung schon oft die Tränen gekommen. Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll. Vielleicht so: Ich gebe nicht auf und ergreife jede Chance auf dem Weg zurück in die eigene Wohnung!

Über das Obdach Gänsbachergasse

Wohnungslose Frauen, Männer und Paare können sich hier auf das Leben in einer eigenen Wohnung vorbereiten. Die Obdach Wien SozialarbeiterInnen und BetreuerInnen unterstützt dabei tatkräftig. Die BewohnerInnen haben eigene Zimmer und teilen sich in Wohngruppen Küche, Bad etc. Allen BewohnerInnen stehen die Gemeinschaftsräume, der Fitnessraum, der Garten und die Bibliothek zur Verfügung. Zusätzlich werden viele Aktivitäten angeboten. Unterstützen Sie Obdach Wien mit Ihrer Spende.