Zum Inhalt springen Zur Navigation springen

Interview

Zum Vatertag ein Lachen

09. Juni 2020

Mike W., Einzelhandelskaufmann und Lagerleiter, sorgt allein für Sohn Jason, mit dem er zusammen seit April im Obdach Arndtstraße wohnt. Ein Interview über den Vatertag und die Zukunftspläne der beiden.

Wie kam es dazu, dass Sie ins Obdach Arndtstraße zogen?

Ich habe mich von meiner Freundin getrennt und wollte mit Jason in eine eigene Wohnung ziehen. Da ich aber Schulden aus einem Privatkonkurs und kein Geld für Kaution oder Provision habe, konnte ich keine finden. Das Obdach Arndtstraße war die Lösung. Während der Arbeit, ich bin Lagerleiter eines Möbelhauses, kam der Anruf, dass ich einziehen kann. Sofort machten sich in mir große Erleichterung und Freude breit. Kurz danach sind Jason und ich hier eingezogen. Schön, dass es das Obdach Arndtstraße gibt!

Wie sieht Ihr Alltag aus?

Unter der Woche stehe ich um sechs Uhr auf, etwas später wecke ich Jason und wir frühstücken zusammen. Danach bringe ich ihn in den Kindergarten und fahre in die Arbeit. Jemand aus meiner Familie, mein Bruder oder meine Schwägerin zum Beispiel, holen Jason am Nachmittag aus dem Kindergarten ab. Dann verbringt er den Nachmittag zusammen mit der Familie und spielt mit seinen Cousinen. Er ist voll ins Familienleben integriert. Ohne diese Unterstützung würde es nicht gehen. Dafür bin ich enorm dankbar. Nach Dienstschluss komme ich nach, wir essen zusammen zu Abend und fahren wieder ins Obdach Arndtstraße.

Am Wochenende und in der Freizeit sind wir die ganze Zeit zusammen. Je nach Wetter spielen wir drinnen X-Box oder draußen Fußball. Wir gehen auch gerne Inlineskaten mit meiner Familie, zum Spielplatz oder Eis essen. Und wir schauen sehr gerne Filme zusammen. Am liebsten Superheldenfilme!

Wie gehen Sie mit der Tatsache um, hier zu wohnen?

Meine Familie und mein bester Freund wissen von meiner Situation. Sie sind ja Teil unseres Lebens, helfen uns, wo sie können. Da haben sie auch das Recht zu wissen, was in meinem Leben passiert. Es ist halt im Moment so, dass ich wohnungslos bin. Kein Grund zum Schämen, finde ich.

Was sind Ihre Pläne und Wünsche für die Zukunft?

Das Wichtigste ist, eine eigene Wohnung zu finden. Und Jasons Schulstart im Herbst. In den nächsten Monaten werde ich weiterhin nach einer Wohnung schauen und mich dabei von den Obdach Wien-MitarbeiterInnen unterstützen lassen. Durch die Schuldenrückzahlungen ist es trotz Vollzeitbeschäftigung schwer, etwas anzusparen für Provision und Co. Aber es wird sich eine Lösung finden lassen! Und für die Zwischenzeit sind wir hier gut aufgehoben. Mein größter Wunsch ist es, eine Wohnung und keine Schulden zu haben sowie ein ruhiges Leben zusammen mit Jason zu führen.

Was sind die größten Herausforderungen als alleinerziehender Vater?

Zeitmanagement! Seitdem ich mit ihm allein bin, habe ich den größten Respekt vor alleinerziehenden Müttern. Aber alleinerziehend zu sein hat auch Vorteile: Ich verbringe all meine freie Zeit mit meinem Sohn und verpasse nichts. Allen Alleinerziehenden kann ich nur raten, die Zeit zu genießen. Und sie sich gut einzuteilen!

Was bedeutet der Vatertag für Sie?

Wenig, denn Jason habe ich täglich. Aber für ihn ist es eine große Sache, denn im Kindergarten laufen schon länger die Vorbereitungen. Wenn ich dann am Vatertag etwas von ihm überreicht bekomme, ist das schön. Ihn lachen zu sehen, ist mir jedoch weit mehr wert und motiviert mich, weiter hart an unserer Zukunft zu arbeiten.

Über das Obdach Arndtstraße

Wohnungslose Familien sowie Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern wohnen im Obdach Arndtstraße in Kleinwohnungen. Das Team unterstützt bei Anliegen wie Wohnungs- und Jobsuche sowie Fragen rund um den Alltag mit Kindern. Neben den Unterstützungsangeboten für die Erwachsenen gibt es ein buntes Programm an sozialpädagogischen Aktivitäten für die Kleinen.

Weitere Beiträge zum Coronavirus und Obdach Wien

Sozialarbeiterin Karo erzählt im Interview aus ihrem Alltag im Obdach aXXept. (Bild: FSW)

Das Obdach aXXept rockt die Krise

Karo, Sozialarbeiterin im Obdach aXXept, erzählt im Interview über Höhen und Tiefen, den „Alltag“ während der Corona-Pandemie und neue Gesichter. weiter

Blog-beitrag
Omid ist froh, wieder in der Radwerkstatt schrauben zu können. (Bild: FSW)

Endlich wieder schrauben!

Omid, Trainee in der Bike Kitchen Favorita, freut sich über die Wiedereröffnung der sozialen Radwerkstatt und gibt Einblicke in seinen Arbeitsalltag. weiter

Viele haben in den vergangenen Wochen freiwillig angepackt. Danke! (Bild: Hilti)

Danke für die Unterstützung!

Zahlreiche Einzelpersonen, Unternehmen und Gruppen engagierten sich in den vergangenen Wochen für obdach- oder wohnungslose und geflüchtete Menschen. weiter