Gleichberechtigung und ein gewaltfreies Leben: Das wünscht sich das Team des Tageszentrums Obdach Ester für alle Frauen. Auch und vor allem für Frauen ohne Zuhause. Dazu leistet es einen großen Beitrag – jeden Tag.
Um 9 Uhr früh öffnet das Tageszentrum Obdach Ester seine Türen – ausschließlich für Frauen. Es duftet nach Kaffee. Mitarbeiterinnen geben Brot, Marmelade und warme Getränke an der Theke aus. Frauen sitzen einzeln oder in kleinen Gruppen an den Tischen im großzügigen und hellen Raum. Manche unterhalten sich, andere sind in Gedanken versunken. Frau S. genießt ihr Frühstück: Es gibt griechischen Salat und gedünsteten Brokkoli. Sie sitzt mit geradem Rücken da, lächelt viel, ist sorgfältig geschminkt, hübsch angezogen und ihre grünen Ohrringe funkeln passend zu ihrer Kette. Ihr Äußeres verrät nicht, dass sie kein Zuhause hat.
Das Tageszentrum für Frauen ohne Zuhause Obdach Ester bietet gesundes Frühstück, warme Getränke und einen sicheren Ort zum Ausruhen vom Leben auf der Straße.
Stabilität und Perspektiven
Frau S. spricht nicht gerne über die Vergangenheit und versucht die positiven Dinge in der Gegenwart zu sehen: „Obdach Ester ist ein wunderschönes Angebot. Ich kann mich hier in Ruhe duschen, meine Wäsche waschen, mich zurechtmachen und mir eine gesunde Mahlzeit kochen. Das tut gut! Und was noch besser tut: Man kann mit dem Team über alles sprechen! Wenn ich weine oder verzweifelt bin, dann ist das sicher auch für sie anstrengend, aber sie fangen einen auf. Sie sind zum Verlieben. “
Das Tageszentrum Obdach Ester bietet der vulnerablen Gruppe der Frauen ohne Obdach einen sicheren Ort. Iris Zens, Teamkoordinatorin in der Sozialarbeit, spricht die harte Realität an: „Viele von ihnen haben Gewalt und andere Traumata erfahren. Wir wollen ihnen Stabilität, Unterstützung und Perspektiven bieten. Das erfordert Planung und Professionalität.“
Hand in Hand arbeitet das Team von Obdach Ester, um Frauen ohne Zuhause zu unterstützen.
Enge Zusammenarbeit im Team
Das Team besteht aus über 30 Mitarbeiterinnen – ausschließlich Frauen. Sozialarbeiterinnen unterstützen Frauen ohne Obdach auf dem Weg in eine bessere Lebenssituation: Die Abklärung von Ansprüchen, das Zusammentragen von Unterlagen und die Unterstützung bei der Kommunikation mit Behörden gehören ebenso dazu wie das Heranführen an zusätzliche Angebote wie den psychosozialen Dienst oder medizinische Versorgung. Sie bieten Sprechstunden an, sind aber auch im Tageszentrum gemeinsam mit den Betreuerinnen unterwegs.
Die Betreuerinnen gestalten den Alltag im Tageszentrum und sorgen dafür, dass sich die Besucherinnen gut zurechtfinden. Sie empfangen die Frauen, versorgen sie an der Essens- und Hygieneartikelausgabe und haben den ganzen Tag ein offenes Ohr für ihre Anliegen.
Die Kleiderausgabe von Obdach Ester wird durch Sachspenden befüllt.
Kleine Schritte zu großen Veränderungen
Viele Zusatzangebote im Obdach Ester gibt es dank der Hilfe von Unterstützer:innen. Das Jobcoaching, das Deutschcafé und regelmäßiges gemeinsames Kochen werden durch den Einsatz von Freiwilligen ermöglicht. Sachspenden decken nicht nur den Bedarf an Alltagskleidung: Mit besonderen Kleidern, Modeschmuck oder Accessoires können sich die Besucherinnen an so genannten Boutique-Tagen ein schickes Outfit zusammenstellen. Gespendeter Modeschmuck wurde zu Weihnachten schön verpackt und verschenkt: Ein Päckchen unter einem Baum – für viele der Frauen wäre das sonst nur eine Erinnerung an besseren Zeiten. Neu im Angebot ist der Disconachmittag: Die Fenster werden verhängt, bunte Beleuchtung wird aufgestellt und ein Snack-Buffet vorbereitet. Die Musik suchen die Besucherinnen selbst aus. Jede kann tanzen, mitschunkeln oder auch nur zuschauen.
Unterstützung für Frauen ohne Zuhause
Akuter Bedarf, Veranstaltungen oder Zusatzangebote: Spenden Sie für Projekte, die den Aufenthalt von Frauen ohne Obdach im Tageszentrum Obdach Ester angenehmer machen.
Ein Wunsch zum Frauentag
Auch am Frauentag wird im Obdach Ester schön gefeiert: Aus einer großzügigen Blumenspende des Blumengeschäfts L’Art haben die Frauen gemeinsam mit dem Team vorab Gestecke als Tischschmuck gebastelt. Traditionell hat BIPA 70 Wohlfühl-Geschenksackerl für die Besucherinnen des Tageszentrums gespendet. Eine Friseurin vom Verein Ehrenkraft hat den Freizeitraum zum Salon umgestaltet und die Frisuren der Besucherinnen für die Feier aufgefrischt. Der Verein Rahma Austria steuert ebenfalls Geschenksackerl und ein orientalisches Frühstück bei. Das hatten sich die Frauen bei Befragungen mehrfach gewünscht. Iris Zens erklärt: „Es ist zentral, dass die Besucherinnen in alle Entscheidungen einbezogen werden. Das stärkt den Selbstwert und gibt Kraft.“ Was sich Frau S. darüber hinaus zum Frauentag wünscht? „Dass wir Schutz und Gerechtigkeit finden. So wie hier im Obdach Ester. Einem Ort, an dem man mich ernst nimmt und mir zuhört. Ich rate jeder Frau, die in einer schwierigen Situation ist: Holt euch Hilfe!“
Obdach Ester ist da
Dass das nicht ganz einfach ist, weiß Iris Zens: „Sich Hilfe holen ist leider noch immer oft mit Scham verbunden. Doch heutzutage kann es schnell gehen und es kann jede treffen. Wir haben Frauen zu Gast, die eine Familie und eine Karriere hatten – und dann ist etwas passiert. Ein Verlust, ein Trauma oder eine psychische Erkrankung. Da kommt man nicht einfach so alleine raus. Dann sind wir da!“
Der Aufbau von Vertrauen steht am Beginn der Beratung und Betreuung im Tageszentrum Obdach Ester. Das Ziel ist Stabilisierung und eine sichere Unterbringung. weiter